Die Anden bilden das Rückgrat Südamerikas. Entlang dieser mächtigen Bergkette verläuft die Panamericana Sur, die den Subkontinent von Kolumbien bis ins einsame Patagonien durchmiss. Sie führt durch Indianerdörfer und Kolonialstädte, vorbei an schnneebedeckten Gipfeln und Gletschern, durch Wüsten und Urwälder.
Unterwegs auf der Panamericana passiert man rauchende Vulkane und tiefe Fjorde und fährt an den Zeugen einer ebenso großartigen wie mitunter grausamen Vergangenheit Lateinamerikas entlang. Schon 1884 planten die amerikanischen Staaten durchgehende Verkehrsverbindung. Das Ziel einer gemeinsamen Eisenbahnlinie knapp 40 Jahre später auf der panamerikanischen Konferenz in Santiago de Chile zugunsten der Planung einer gemeinsamen Straße aufgegeben. Das gewaltige Straßenbauwerk sollte – so hieß es bei der Beschlussfassung – auch die Idee des allgemeinen Friedens und der gemeinsamen Ziele der amerikanischen Völker symbolisieren. Konzipiert wurde sie als Allwetterstraße; die Panamericana entspricht zwar mittlerweile dieser Anforderung, doch ist der Grad ihres Ausbaus in den Ländern sehr unterschiedlich.
Schließlich führt sie durch Länder mit sehr ungleicher Wirtschaftskraft und Infrastruktur und gehört überall zu den Hauptverkehrsachsen des jeweiligen Landes. Sie stellt ein Sammelsurium von mehrspurigen Autobahnen, Schnellstraßen und Holperstrecken sowie Stich-straßen zu Städten und Attraktionen dar, die unweit unserer Traumroute liegen. Noch ist die Panamericana unvollständig; im Regenwald des nordwestlichen Kolumbien fehlt ein entscheidendes Stück zwischen Panama und Kolumbien und somit der Anschluss der südamerikanischen Panamericana an ihr mittelamerikanisches Pendant, die Carretera Interamericana.
Zur Vollendung fehlen die Gelder und der Wille. Der Handel zwischen den Ländern hat sich mittlerweile vollständig auf die Schifffahrt eingestellt. Auch Umweltschützer haben kein Interesse an einer Straße: Sie müsste mitten durch den panamaischen Darién-Nationalpark führen, der wegen seiner Tier- und Pflanzenwelt zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Kolumbien hat als einziges südamerikanisches Land sowohl Zugang zum Pazifik, als auch zur Karibik. Das mit 1,1 Mio. km² flächenmäßig viertgrößte Land Südamerikas zählt etwa 30 Mio. Einwohner. Es ist das Land der Mythen und das Land, das seinen Namen vom Entdecker Südamerikas, Christoph Kolumbus, ableitet. Und es ist das geheimnisumwitterte El Dorado, das Goldland, das die Spanier suchten – ein Land, das weder mit Naturschönheit noch mit kulturellen Höhepunkten geizt.
Es ist für seinen Kaffee berühmt und für sein Kokain berüchtigt. Als Reiseland hat es an Bedeutung verloren, da Drogenkartelle, Guerillas und Paramilitärs einen tödlichen Bürgerkrieg liefern. Das ist auch deshalb bedauerlich, weil Kolumbien eines der schönsten und vielfältigsten Länder entlang der Panamericana ist, mit 1600 km Karibik-und 1300 km Pazifikküste sowie mit ursprünglichen Regenwäldern und schneebedeckten Fünftausendern.
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