Eine ausgebliebene Revolution – Was Google auf seiner wichtigsten Konferenz gezeigt hat

Das Unternehmen machte keine sensationellen Präsentationen neuer Gadgets, dafür wurde aber das Ökosystem der mobilen Anwendungen perfektioniert und Apple bei der Entwicklung des Konkurrenten Spotify überholt.

Auf der Konferenz vor einem Jahr, der I/O Google, trugen noch die Fallschirmspringer die Brille Google Glasses und man zeigte Online-Video-Geräte, des Weiteren wurde das erste Tablet Nexus 7 und neue Version des Androids vorgestellt. Dieses Jahr verzichtete Google auf eine spektakuläre Show und neue Gadgeds, weshalb sogar einige Web-Zuschauer das Ereignis als langweilig empfanden. Kann das Unternehmen wirklich nicht mit etwas angeben ?

Als erstes ist I/O – eine Konferenz vor allem für Entwickler, deswegen ist die Ankündigung kundenspezifischer Produkte nicht an die Konferenz als solche gebunden. Aber auch ohne große Gadget-Premieren ist die I/O wichtigste Demonstration aktueller technologischer Fortschritte des Unternehmens.

Was wurde genau am 15 Mai gezeigt und wie wirkt es sich auf die Marktpositionierung von Google aus ?

Eine der effektvollen Ankündigungen – Der Dienst Google Play Music bekam eine Streaming-Version All Access. Jetzt kann man nicht nur die vorhandene Musik in die Mediathek hinzufügen und einzelne Songs kaufen, sondern für ein monatliches Abo von $9,99 einen Online-Zugang zu einer riesigen Musikdatenbank bekommen (Google unterzeichnete Lizenzverträge mit 3 Studio-Giganten: Universal Music, Sony Music Entertainment und Warner Music). Das ist ein wichtiger Schritt: obwohl schon ziemlich lange bekannt ist, dass die User es vorziehen sich nicht mit dem Herunterladen einzelner Songs zu beschäftigen, sondern jeden beliebigen Song der Welt sofort zu starten, konnten diese Funktion nur Neulinge auf dem Markt wie Spotify bieten, im Gegensatz zu den Industrie-Giganten die sich diesem Modell nicht anpassen konnten.

Nun überholt Google seinen Hauptkonkurrenten Apple: laut den Gerüchten, versucht der Hersteller von iPhones schon lange einen eigenen Streaming-Service zu entwickeln, kann sich aber nicht mit  Studio-Giganten auf Lizenzen einigen. All Access ist erst einmal nur in den USA verfügbar, andere Länder sind nur eine Frage der Zeit.

Doch ganz Gadgets auf I/O-2013 auch nicht verzichtet, präsentiert wurde eine spezielle Version von Galaxy S4 (ohne einen Extra-Schnittstelle TouchWiz von Samsung), offen für reflash und nicht gebunden an eine konkrete Mobilfunkgesellschaft, was typisch für US-Markt ist. Der Verkauf startet am 26 Juni. Es ist kaum möglich, dass dieses Modell sehr populär sein wird, wegen fehlender Bindung an eine Mobilfunkgesellschaft kostet das Smartphone in USA $649, und den Amis ist es fremd so viel Geld für ein Smartphone zu zahlen. Das Ganze ist aber ein Signal, dass es zwischen Google und Samsung keine Reibungen gibt.

Webbrowser Chrome wird auch, wie andere mobile Anwendungen von Google, lernen die Suchanfragen, die mit natürlich gesprochener Sprache gemacht werden, zu verstehen und die entsprechenden Antworten zu wiedergeben (ähnlich wie Siri bei Apple, nur mit dem Schwerpunkt auf Informationssuche und nicht auf Befehle bestimmter Smartphone-Funktionen. Man kann dann Google alles Mögliche auf Englisch fragen, z.B. bestimmte Beschränkungen bzgl. Größe in einem Freizeit-Park.) Eine Sprach-Suche kann man ganz einfach aktivieren, ohne dafür eine bestimmte Taste zu drücken. Einfach das Wort „OK Google“ ansagen (analog dem Sprach-Befehl für die Brille – Google OK Glass)

Erkennbar deutlich aktualisiert wurden auch die Karten – Google Maps: in der neuen Version berücksichtigen die Karten, welche Locations die User empfehlen und die Software auch ähnliche zu finden, des Weiteren plant Google Maps nun besser die Routen (einschließlich Fahrrad-Routen) und erlaubt es 3-D Ansichten von Google Earth zu nutzen, ohne ein spezielles Plug-In zu installieren. Momentan steht die neue Version noch nicht allen Nutzern zur Verfügung, jedoch kann man sich auf einer speziellen Webseite eine Einladung zuschicken lassen.

Im sozialen Netzwek Google + erscheinen „clevere Hashtags“, die automatisch zu den Notizen hinzugefügt werden, abhängig von deren Inhalt und erlauben es die Notizen nach Thema zu sortieren. Außerdem kann das soziale Netzwerk nun automatisch von eine Fülle von Photos die besten auszuwählen und diese zu verbessern, z.B. Gesichtsfalten zu minimisieren.

Das in Google + eingebaute Service für Unterhaltungen – Hangouts, ist nun verfügbar als einzelne Anwendung für Android, iOS und Chrome – das heißt Google beginnt einen aktiven Kampf um die mobilen Messenger (WhatsApp, Snapchat, Line, Facebook Messenger), die in letzter Zeit zig und gar hunderte Millionen Anwender hinzugewonnen haben.

In das Android-Betriebssystem wurde Google Play Game Services hinzugefügt – Eine Reihe von Diensten, die erlauben, dass mehrere Spieler in Echtzeit gegeneinander zocken, Ergebnisse vergleichen und im Cloud abspeichern können. Die Autorisierung in diesen Services erfolgt über Google +. In vielerlei Hinsicht ist es eine Antwort auf die Anwendung Game Center von Apple: die User der iOS-Geräte können schon länger die Spielergebnisse miteinander vergleichen.

Fazit:
Ob die ausgebliebenen Sensationen die Schwäche von Google bzw. ein Hinweis darauf ist, dass Google das Innovationstempo verlangsamt hat ? Die Antwort auf diese Frage lautet nein, der Schwerpunkt der I/O  in diesem Jahr liegt nicht in den offensichtlichen Innovationen wie Google Glass, sondern in den langfristigen Neuerungen, wo der revolutionäre Geist nicht so offensichtlich für viele Betrachter zu sein scheint.

Bildquelle: Sophia Parafina / Flickr.com
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