Golf Sportsvan – geräumig und gewichtig, aber immer noch ein Golf

Man fühlt sich nicht alt in diesem Auto. Nicht älter als sonst jedenfalls. Dabei hat sich am Konzept nichts geändert. Es ist der Nachfolger des Golf Plus, der so etwas wie der Inbegriff der Seniorenlimousine war. Es ist immer noch ein Van. Oder eben Sportsvan, wie dieser Golf nun heißt. Und sportlicher schaut er schon mal aus.

Schärfere Linien an der Flanke, markanter an Front und Heck, sowie etwas mehr
Länge und Radstand machen ihn dynamischer als den Vorgänger. Darüber freut man sich, wenn man morgens zum Auto kommt oder es abends nach einem kurzen Blick zurück stehen lässt.

Praktische Qualitäten hat er ja trotzdem. 590 Liter Kofferraumvolurnen bei nach vorne geschobener Rückbank sind üppig. Bis zu 1 520 Liter passen rein, wenn man die Lehnen urnklappt. Der Ladeboden ist dann eben, und wenn man den Beifahrersitz etwas nach vorne schiebt, passt auch ein ausgewachsenes Trekkingrad rein, ohne dass man das Vorderrad ausbauen müsste. Und man sitzt auf der Rückbank ohnehin bequem, mit viel Platz für die Knie.

Ansonsten ist im Golf Sportsvan alles wie im Golf. Nur etwas anders gestaltet. Gerade Linien, große Flächen und ein wenig hochglanzlackierter Kunststoff umrahmen das ausgezeichnete Infotainmentsystem mit dem großen Touchscreen. Auch das gibt es nicht umsonst, das Top-Modell mit 15 cm großen Bildschirm kostet ab 460 €, wenn man die Comfortline Austattung hat. Dafür befriedigt es aber selbst Touchscreen-Skeptiker, denn die Ablenkung ist minimal, weil man die Schaltflächen auch ohne viel Aufmerksamkeit trifft.

Im Fahrspaß gemessen ist auch dieser Golf eben ein Golf. Jedenfalls fast. Zwar sitzt man für einen Van relativ niedrig – was wohl dem „Sport“ im Namen Glaubwürdigkeit geben soll – aber die hohe Bauweise und das um rund 100 kg. Höhere Gewicht, machen sich dann doch bemerkbar. Wobei der Sportsvan sich bei sportlicher Fahrweise achtbar schlägt. Das Problem ist eher, dass das adaptive Fahrwerk im Testwagen nicht so ausgewogen wirkt, wie im normalen Golf. Egal, ob man in den Sport-, den Komfort oder den normalen Modus schaltet, so kontrolliert und verbindlich wie im Golf wirkt die Federung selten. Wobei man hier auf hohem Niveau jammert.

Fahrleistungen: max. Geschwindigkeit 212 km/h, von 0 auf 100
Verbrauch laut Hersteller: innerstädtisch 5,1 Liter, über Land 3,9 Liter, Mix 4,3 Liter (Diesel).
Co2-Ausstoß: 112 Gramm pro Kilometer
Versicherung: knauserig darf man als Sportsvan-Käufer ohnehin nicht sein, und mit
Versicherung für einen Golf 4 nicht zu vergleichen
Sicherheit: 7 Airbags, Seitenairbags hinten gibt es nur gegen Aufpreis, ebenso die vielen Assistenten.

Kräftig zeigt sich der 50-PS-Diesel im Testwagen mit seinen zwei Litern Hubraum und 340 Newtonmetern Drehmoment. Gerade in Verbindung mit dem unauffällig und harmonisch schaltenden Doppelkupplungsgetriebe DSG hat er keine Mühe, den Golf auf Tempo zu bringen. Er klingt dabei aber auch etwas rauh und leicht angestrengt. Das geht inzwischen deutlich besser, wie die Konkurrenz, z.B von Ford Kuga zeigt. Dafür kann der Diesel aber im städtischen Alltag beim Verbrauch überzeugen. Im dichten Verkehr sind etwas über 6 Liter zu schaffen, wenn´s fließt, kann man auch deutlich darunter landen. Jedenfalls, wenn man Schaltcharakteristik und Gaspedal mit dem Eco-Modus entsprechend anpasst. Und einen leichten Gasfuß hat.

Lange Strecken und etwas höhere Reisegeschwindigkeiten sind auch kein Problem. Das Geräusch-Niveau ist angenehm niedrig, der adaptive Tempomat des Testwagens reagiert ausgezeichnet und passt sich dem gewählten Fahrmodus an. Er beschleunigt also im Sport-Modus flotter als im Comfort-Modus und schließt so die Lücke zum Vordernann schneller. Die Verkehrszeichenerkennung oder der gut funktionierende Spurhalteassistent erleichtern zusätzlich das Leben auf langen Reisen. Und der City-Notbremsassistent natürlich das in der Stadt.

Ohne Aufpreis sind derartige Extras zu haben, wobei das volle Paket an Assistenten für 2.425 € immerhin noch diverse Komfortextras beinhaltet.

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