Lange bevor Mini-SUVs hierzulande populär wurden, bot Ford schon eines an. Allerdings nur in Südamerika. Mitte 2014 kam der Ford Ecosport nun nach Europa. seine Herkunft merkt man ihm dabei durchaus an.
Und wieder einer. Wie pilze schießen derzeit die kleinen SUVs aus dem Boden. Opel Mokka und Chevrolet Trax gehören in diese Kategorie, wie auch Peugeot 2008, Renault Captur, Nissan Juke oder Audi Q3. Es sind im Grunde hochbeinige Kleinwagen, die aussehen wie Geländewagen, zum Teil aber nicht mal über Allradantrieb verfügen.
Auch Ford bringt mit dem Ecosport nun ein Mini-SUV ohne nennenswerte Geländekompetenz. Vom Fiesta stammt die Technik, die Optik wirkt mit der gedrungenen, hohen Karosserie, dem großen Kühlergrill und den schmalen Scheinwerfern etwas comicartig.
Mini-SUVs fahren dem Trend ja derzeit entgegen: Da ist der grundsätzliche Hang der Käufer zu Autos mit rustikaler Optik, der sich überwiegend aus der hohen Sitzposition erklärt, die gute Übersicht bedeutet und erleichtertes ein – und aussteigen gerade für Ältere. Gleichzeitig gibt es eine Bewegung zum Downsizing in den Segmenten. Wer früher Kompaktklasse fuhr, ist heute oft mit Kleinwagen zufrieden.
Bei den ersten Probefahrten in der Umgebung von Barcelona waren noch Vorserienmodelle unterwegs, die vor allem im Innenraum aufgewertet werden sollten. Tatsächlich sah schwarze und graue Plastik etwas trist aus und fühlte sich überwiegend eher billig an. Für die Europa-Version ist ein wenig mehr Chromzierrat da. Auch die Verarbeitung ließ noch zu wünschen übrig, aber Ford versprach auch hier noch Besserung.
Beim Fahrwerk ist das nicht nötig. Natürlich merkt man auf den kurvigen Bergstaßen, dass der Ecosport recht hoch gebaut, aber er ist komfortabel und die Balance ordentlich. Vor allem widersteht der kleine Hochbeiner wirkungsvoll dem Drang zum Untersteuern, wenn man ihm beim Herausbeschleunigen aus den kurven viel Gas zumutet. Die Sitze könnten mehr Sicherheit vertragen.
Mit drei Motoren wird der Ecosport zu haben sein. Darunter ein 1,5-Liter-Benziner (112 PS) und ein 1,5-Liter-Diesel (90 PS). Am wichtigsten wird der Einliter-Ecoboost-Motor mit 125 PS aus drei Zylindern. Trotz relativ mageren 170 Newtonmetern Drehmoment funktioniert der im Focus ausgezeichnet, im Ecosport wirkte er auf den Bergstraßen Katalaniens aber etwas zäh. Was wohl daran liegt, dass er anders als der Focus nicht mit einer Sechsgangschaltung angeboten wird.
Gute Verbindung
Dass der Ecosport auch mehr verbraucht als der Focus (5,3 statt 5,1 Liter) ist auf die hohe Bauweise und das höhere Gewicht zurückzuführen, das immerhin 50 Kilo über dem Focus liegt. Auch fehlt eine Start-Stopp-Automatik. Zum Trost für die anvisierte Zielgruppe der sogenannten „Young Professionals“ (aktiv, Anfang 30) stattet Ford den Ecosport für 400 Euro Aufpreis mit dem Multimediasystem Ford Sync aus. Das bietet tatsächlich sehr gute Konnektivität. Audiostreaming übers Smartphone funktioniert tadellos und Playlisten lassen sich direkt über die Radiotasten steuern. Zudem gibt es mit Applink ein System, das auf angepasste Apps zugreifen kann, die auf dem Smartphone installiert sind. Sogar per Sprachbefehl.
Preislage
Mindestens 19.200 € kostet der Ecosport mit dem 1,5-Liter-Benziner. Der Dreizylinder ist nur 1 000 Euro teurer und sicher die bessere Wahl. Der 1,5-Liter-Diesel für 21 200 Euro dürfte dank seines üppigeren Drehmoments auch passen. Das ist viel Geld, aber Ford bietet den Ecosport nur in der Top-Ausstattung Titanium an. Vieles, was sonst Aufpreis kostet, ist also bereits inklusive. Moderne Assistenten oder ein Navigationssystem sind aber gar nicht erhältlich. Insofern müsste man den Young Professionals“ eigentlich zum kaum teuren Ford Focus raten. Aber der ist denen womöglich zu bieder.