Eigentlich müsste BMW einen Buchstaben des berühmten Firmenkürzels austauschen und eine Tochterfirma gründen. BNW- die Bayerischen Nischenwerke. Denn kein anderer Hersteller kombiniert die Karosserietypen und Fahrzeugklassen derart konsequent und variantenreich. Das maßlose SUV-Coupe X6 ist dafür ein gutes Beispiel. Oder auch der gewöhnungsbedürftige 5er GT mit seinem hohen Heck samt großer Klappe. Die Bayern hatten Anfang 2013 wieder zugeschlagen und präsentierten den größten 3er aller Zeiten, der sich ebenfalls GT nennen darf.
Anfangs ist man doch recht ratlos, wenn man vor dem Neuen steht. Mit seiner Länge von 4,82 Metern sprengt er die bis dato recht kompakten Dimensionen eines typischen 3ers. Um gut 20 cm überragt der GT den bekannten Touring, wie BMW seine Kombis nennt. Im Gegensatz zum protzigen 5er GT ist es den Designern aber gelungen, den kleineren Ableger in ein schickes, je nach Blickwinkel gar elegantes Blechgewand zu verwandeln.
Durch das schräg abfallende Dach entsteht ein Hauch von viertürigem Coupe. Stärke demonstriert der GT durch eine wuchtigere Frontpartie, die lange Motorhaube und recht gekonnt platzierte Falze an den Seiten.
„GT“ steht für Grand Tourismo. Und in der Tat werden sich große Touristen im neuen 3er wohlfühlen. Vorne entsteht ein völlig neues Raumgefühl durch das sehr hohe Dach und die merklich erhöhte Sitzposition. Vor allem aber sitzt man im Fond jetzt entspannt und komfortabel. Man muss sich schon ganz tief in die Knien die Rückseite der Vordersitze zu touchieren. Richtig großzügig, so gar nicht 3er typisch, fiel auch der Gepäckraum aus, der 520 bis 1600 Liter fasst. Im GT stellt man das Gepäck nicht in den Keller, sondern in eine Lounge“, gemeint ist hierbei der nette Tepichboden, die dreifach umklappbaren Rücksitzlehnen und Befestigungsschienen aus Aluminium. Leider ist die Ladekante zur Lounge recht hoch geraten.
Künftige Käufer können unter drei Benzinern (184 bis 306 PS) und zwei Dieselmotoren wählen. Im Testwagen arbeitete das wohl idealste Triebwerk: der aus diversen anderen Modellen bekannte Zweiliter-Diesel mit 184 PS. Durchzugskraft ist reichlich vorhanden, man kann sich durch die sechs Gänge schnell nach oben arbeiten, um dann entspannt zu gleiten. Auch dank Start-Stopp und anderen technischen Raffinessen liegt der Normverbrauch bei 4,9 Litern, ganz gut für ein Auto dieser Größe, ist ja schließlich kleiner als ein SUV/Geländewagen
Für eingefleischte BMW-Fans, die mehr Komfort wünschen und auf die legendäre Sportlichkeit der Marke keinen zu großen Wert legen, ist dieser Crossover-Bayer eine gute Wahl. Das renommierte Sportlimousinenkürzel GT aber wäre in den übrigen Varianten der 3er-Reihe dann doch besser aufgehoben.
Bildquelle: BMW